Fuerteventura muss Bootsflüchtlinge vorübergehend in Militärzelten unterbringen

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Archivfoto: Militärzelte für Flüchtlinge in Melilla

Angesichts der in den letzten Monaten sprunghaft angestiegenen Zahl von Migranten, die Fuerteventura von Afrika aus per Boot erreicht haben, sind die Kapazitäten in den bisher genutzten Unterkünften erschöpft. Die Behörden auf Fuerteventura und den anderen Kanarischen Inseln sowie Nicht-Regierungsorganisationen wie das Rote Kreuz suchen mit Hochdruck nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten.

Der Präsident der Inselregierung (Cabildo) von Fuerteventura, Blas Acosta, hat in einem Radiointerview mit Radio Sintonia bestätigt, dass möglicherweise schon am 17.01.2020 auf dem Gelände der Herberge in Tefía drei Militärzelte aufgebaut werden. In diesen Zelten sollen 42 Personen untergebracht werden. Die Errichtung von Zelten auf dem Herbergsgelände ist notwendig, weil die Plätze der Herberge bereits vollständig belegt sind und sonst keine weitere Unterbringungsmöglichkeiten bestehen.

Dies sei eine „provisorische Lösung angesichts einer humanitären Notlage, bis die Insel in den nächsten Wochen über eine Einrichtung verfügt, die besser für die Unterbringung von Migranten geeignet ist“. Dabei bezieht sich Acosta auf das „Internierungszentrum für Ausländer (CIE) auf dem Kasernengelände bei El Matorral. Dessen Wiedereröffnung hatte das spanische Innenministerium wenige Tage zuvor beschlossen.

Die Unterbringung von Flüchtlingen im historischen Krankenhaus in La Ampuyenta schloss das Cablido de Fuerteventura dagegen aus, nachdem das Rote Kreuz bereits Vorbereitungen getroffen hatte, um das geschichtsträchtige Gebäude als Unterkunft herzurichten. Die Anwohner hatten gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in dem „Hospitalito de Lay Ampuyenta“ protestiert, weil sie es als dafür ungeeignet ansahen. Die Immobilie gehört zwar der Kanarischen Diözese, wird aber von Cabildo verwaltet. Daher liegt die letzte Entscheidung über deren Nutzung beim Cabildo.

Auf Fuerteventura sind zurzeit 343 Personen untergebracht, die in den letzten Wochen mit Flüchtlingsbooten auf die Insel gekommen sind.

238 Menschen sind zurzeit auf die Herberge von Tefía, eine touristische Anlage in El Castillo und auf einen Block von Ferienwohnungen in Puerto del Rosario verteilt, die vom Roten Kreuz betreut werden. 25 weitere sind in zwei Unterkünften der „Misión Cristiana Moderna“, einer evangelischen Organisation, untergebracht. Weitere 80 unbegleitete Minderjährige sind in speziellen Einrichtungen auf Fuerteventura untergebracht, die je gut zur Hälfte vom Cabildo de Fuerteventura und von der Kanarischen Regierung verwaltet werden.

Auch auf anderen Kanarischen Inseln fehlen Unterbringungsmöglichkeiten

Der für die kanarischen Behörden offenbar unerwartete sprunghafte Anstieg der Flüchtlingszahlen und der gestiegenen Anteil von Frauen und Kindern im vergangenen Jahr macht eine angemessene Unterbringung nicht nur auf Fuerteventura, sondern auch auf den anderen Kanarischen Inseln immer schwieriger. Das fängt oft bereits mit der gesetzlich vorgesehenen Unterbringung der Migranten im Polizeigewahrsam bis zur deren Identifizierung an. Die Polizeireviere der für Ausländerangelegenheiten zuständigen Nationalpolizei haben oftmals gar nicht genug Zellen.

Die anschließend vorgesehene Unterbringung in den sogenannten „Zentren zur Internierung von Ausländern“ (Centro de Internamiento de Extranjeros CIE) für maximal 60 Tage gestaltet sich auf den Kanaren mittlerweile schwierig. Das CIE auf Fuerteventura war erst in 2018 geschlossen worden, nachdem es mangels Insassen seit vielen Jahren nicht mehr genutzt wurde. Das CIE auf Gran Canaria ist nur rund zur Hälfte seiner Kapazität einsatzbereit, da die andere Hälfte renoviert wird. Und das Zentrum auf Teneriffa ist praktisch bis zum letzten Platz belegt.

Auch die Unterbringungen von unbegleiteten Minderjährigen wird zunehmend komplizierter, da diese den gesetzlichen Vorschriften entsprechend nicht in Polizeigewahrsam oder den CIEs untergebracht werden dürfen. Sie müssen in speziellen Jugendheimen oder -wohnungen untergebracht werden, deren Kapazitäten mittlerweile vollständig belegt sind.

Die humanitäre Notwendigkeit, Kinder möglichst nicht getrennt von ihren Müttern unterzubringen, führte Ende des letzten Jahres dazu, dass sich das Rote Kreuz auf Gran Canaria sich sogar gezwungen sah, rund 20 Menschen in einer besonders verletzlichen Situation vorübergehend in einem 4-Sterne-Hotel in Las Palmas de Gran Canaria unterzubringen, weil eine andere geeignete Unterkunft kurzfristig nicht zur Verfügung stand.

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