Eulen nach Athen, Holz in den Wald, Strand nach Fuerteventura…

Es gibt viele Redensarten, die mit wenigen Worten ausdrücken, wie unsinnig eine Handlung oder ein Vorhaben ist. „Eulen nach Athen tragen“ ist vielleicht die bekannteste, wenngleich Uneinigkeit über die historische Herkunft besteht. Schon die alten Römer vermieden es, „Holz in den Wald zu schleppen“. Und heutzutage würde sicher keiner „Bier nach München“ oder „Kohle nach Newcastle“ bringen.

Einige Politiker und lokale Interessengruppen in Caleta de Fuste würden aber gerne viel Geld dafür ausgeben, „Strand nach Fuerteventura zu bringen“. Das hätte sicher auch alle Chancen, zu einer allseits bekannten Redensart zu werden.

Das Geld hierfür will man allerdings nicht selber aufbringen, sondern fordert es vom Staat.

Ist diese Forderung legitim? Sind alle spanischen Steuerzahler, also z.B. auch die in Madrid, dafür zuständig, dass auf Fuerteventura ein Strand künstlich geschaffen wird?

Sicher könnte El Castillo als Ort von einem schöneren Strand profitieren. Aber was hätte Fuerteventura als Ganzes davon, wie die Bürgermeisterin von Antigua behauptet? Welchen Nutzen hätte der spanische Staat, der immerhin über 4 Mio. Euro dafür hergeben soll?

Für Fuerteventuras Gesamtwirtschaft macht es erst einmal wenig bis gar keinen Unterschied, ob ein Urlauber in Corralejo, Jandia oder in El Castillo seien Urlaub verbringt. Allerdings gibt es in Corralejo und Jandia fantastische Strände, die schon immer auf natürliche Weise da waren, und für deren Herstellung man keinen Cent ausgeben musste.

Wer würde denn von einer „Regeneration“ eines Strandes in El Castillo profitieren? Am stärksten sicher die vier „Elba“- und „Sheraton“-Hotels die in erster Meeresreihe gelegen sind, ansonsten die anderen Hotels und Apartmentanlagen in zweiter Reihe bzw. an der Sandbucht neben dem Hafen. Auch die Läden und privaten Immobilien in Caleta de Fuste bzw. El Castillo würden durch einen verbesserten Strand aufgewertet. Schließlich ist die Nähe zu Strand ein im Immobilienbereich nicht zu unterschätzender Standortfaktor.

Wertsteigerungen für private Eigentümer auf Kosten der Allgemeinheit

Ein Hotel in der ersten Reihe, das plötzlich an einem schönen Strand anstatt einer Geröllhalde liegt, steigt mit Sicherheit um einige Hundertausende wenn nicht Millionen im Wert. Auch private Immobilien würden sicher um ein paar Tausender zulegen. Wirtschaftswissenschaftler bezeichnen dies als „positiven externen Effekt“, der sich in diesem Fall positiv auf den Wert eines Wirtschaftgutes (Hotel, Immobilie etc.) auswirkt. Deren Eigentümer würden in diesem Fall gratis zu einem erheblichen wirtschaftlichen Vorteil kommen. Da sie selbst nicht dazu beitragen, nennt man das „externen“ Effekt.

Ohne den Markt von Hotelgrundstücken auf Fuerteventura zu genauer zu analysieren, darf man vermuten, dass ein Hotelgrundstück in der ersten Reihe in El Castillo aufgrund des eher mangelhaften Strandes deutlich billiger zu bekommen war, als eines in erster Strandreihe in Costa Calma oder Jandia. Die Hoteliers in El Castillo haben sich ja aus freien Stücken für den Standort und trotz des fehlenden Strandes entschieden. Genau wie alle anderen, die sich dort angesiedelt oder ihr Geschäft eröffnet haben. Wenn sie nun feststellen, dass sie einen schönen Strand für weiteres Wachstum und eine touristische Zukunft benötigen, mag das zwar aus ihrer Sicht richtig sein. Aber warum sollte die Allgemeinheit dafür bezahlen?

Ich bin bekennender Gegner staatlicher Subventionen. Sie führen praktisch immer dazu  dass Gelder ineffizient und für Unsinniges eingesetzt werden. Viele staatliche bzw. öffentliche Investitionen erleiden dasselbe Schicksal.

Wenn El Castillo einen Strand will, sollen die Profiteure bitte aus eigener Tasche dafür zahlen. Wenn die Politik das Projekt unterstützen will, dann muss sie dafür sorgen, dass die „positiven externen Effekte“ internalisiert werden, z.B. durch erhöhte Grundsteuern, Erschließungsumlagen, erhöhte Gewerbesteuern etc.

Aber liebe Politiker: Bitte bringt keinen Strand nach Fuerteventura!

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