Touristen wollen sich in ihrem Urlaubsgebiet zurechtfinden. Gerne greifen sie daher auf Ortspläne, Landkarten und Reiseführer zurück. Es gibt mittlerweile ein gutes Dutzend verschiedener Ortspläne und Inselkarten und anderer Publikationen, die gratis in Hotelrezeptionen und Geschäften verteilt werden. Obwohl kostenlos, sind viele der Karten von guter Qualität und werden von den Urlaubern als sehr nützlich empfunden. Finanziert werden diese gratis verteilten Karten von Werbekunden, die darin Anzeigen schalten, wobei die kommerzielle Werbung gleichzeitig für viele Urlauber eine interessante Informationsquelle darstellt.
In der Gemeindeverwaltung von Pájara scheint man der Ansicht zu sein, dass das Angebot an geographischen Informationsquellen für Urlauber nicht ausreichend ist, und hat deshalb kurzerhand einen eigenen Plan für das Gemeindegebiet herausgebracht. Das besondere daran: Der Plan ist für Urlauber aller Länder geeignet, da er keinen Text enthält!
Lediglich 10 Ortsnamen sind auf der Karte geschrieben, dazu noch 6 Kurzbezeichnungen für die Landstraßen wie z.B. FV2. Ansonsten müssen sieben unterschiedliche Piktogramme ausreichen, um anzuzeigen wo man z.B. Fischen, Radfahren, Wandern oder Windsurfen kann. Die Aufgabe von Ortsbeschreibungen müssen jeweils 1 bis 4 nicht einmal Briefmarkengroße Fotos übernehmen. Das Motto ist scheinbar: Zurück zur Zeichensprache!
In einer Pressemittelung lobt die Gemeinde ihre Touristenkarte: „… es ist das erste Mal, dass die Gemeinde eine offizielle Publikation dieser Art und mit dieser Reichweite realisiert. Normalerweise werden solche Karten von Firmen realisiert, die logischerweise ihre eigenen Geschäfte und Werbung über die Aspekte des öffentlichen Nutzens stellen. Dieser Plan ist das Gegenteil: Ohne Text und ohne sekundäre Elemente informiert er über die Orte der größten touristischen Bedeutung mithilfe von Fotos und Symbolen, die für jede Nationalität verständlich sind…“
Dass diese Art von Karte für Urlauber besonders nützlich sein wird, darf bezweifelt werden. Schließlich enthält sie nichts, was nicht auch jeder x-beliebiger der zahlreichen privat finanzierten Gratis-Straßenpläne enthält. Im Gegenteil: Da die Karte sich, in kleinem Maßstab, nur auf das Gemeindegebiet von Pájara beschränkt und den Rest der Insel einfach abschneidet, nützt der Plan dem Inselunkundigen reichlich wenig.
Die Möglichkeiten zur Information, die ein mit öffentlichen Mitteln finanzierter Plan gehabt hätte, werden dagegen nicht genutzt. Wie wäre es denn z.B. mit einem Hinweis darauf gewesen, dass das Baden an den Stränden der Westseite wie Cofete, La Pared oder Ajuy lebensgefährlich ist? Stattdessen weisen die Symbole auf der Karte der Gemeinde diese Orte als zum Angeln geeignet aus, obwohl man dort eigentlich wissen müsste, dass selbst für Experten der Aufenthalt an diesen Küstenabschnitten zum Angeln mitunter sehr gefährlich sein kann.
Außerdem stellt sich natürlich die Frage, wie ein Tourist, der diese Karte als hilfreich ansieht, nur mithilfe von Symbolen zu einer Angellizenz kommt!?
Die mickrige Auflage von einmalig 8.000 Exemplaren dürfte kaum ausreichen, dass eine nennenswerte Anzahl von Touristen die Karte jemals zu Gesicht bekommt. Zum Vergleich: Die Fuerteventurazeitung erscheint alle zwei Wochen mit einer Auflage von 8.000 Stück, also 192.000 Stück pro Jahr!
Wir wissen nicht, was die Gemeinde für Gestaltung und Druck ihres Touristenplans ausgegeben hat. Doch für dasselbe Geld hätte man an den gefährlichsten Stränden des Gemeindegebietes sicher mehrsprachige Hinweistafeln aufstellen können, um vor den Gefahren des Badens zu warnen.
Anstatt für einen fragwürdigen Plan planlos Geld auszugeben, hätte die Gemeinde sicher besser daran getan, ohne Plan zu bleiben. Die privaten Anbieter haben diese Aufgabe deutlich besser gelöst, ohne dafür auch nur einen Cent an Steuergeldern auszugeben.
Und noch ein Detail am Rande: Außerhalb der kartographischen Information hat die Gemeinde noch drei Webadressen auf den Plan gedruckt. Eine davon, visitcostacalma.com, funktioniert überhaupt nicht, die zweite, visitjandia.com ist nur in spanischer Sprache und komplett veraltet, und die dritte, visitfuerteventura.es, führt zum Fremdenverkehrsamt von Fuerteventura.
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Da fällt mir spontan ein Werbefilm ein, der für
ein Buch mit Firmen wirbt („Gelbe Seiten“) …
„Vielleicht hätte man jemanden fragen sollen,
der AHNUNG von sowas hat … „
Die sollen ruhig weiter schlafen……