Ist Fuerteventura reif für „Öko“ ?

  • Muell_Costa_Calma
  • Schild_Muell_Puerto

Mit viel Aufwand und finanziellem Einsatz bemühen sich die für den Tourismus verantwortlichen Behörden auf Fuerteventura um ein neues Profil als Ergänzung zum „Sonne-und-Strand-Tourismus“: „Eco-Turismo“, also „Ökotourismus“ ist die neue Maxime.

Mit groß angelegten Kampagnen, unterstützt durch ein eigens entworfenes Maskottchen namens „Cardo“, sollen alle irgendwie am Tourismus beteiligten, also Rezeptionisten, Taxifahrer, Angestellte, Einwohner und Urlauber auf die neuen Ziele eines ökologischen, nachhaltigen und naturnahen Tourismus eingeschworen werden.

Doch ist Fuerteventura schon reif für „öko?

Sind auf der Insel alle Voraussetzungen geschaffen, um auch nach außen hin die neue Ausrichtung zum „Öko-Tourismus“ zu propagieren? Wird ein echter „Öko“, der aufgrund der neuen Kampagnen nach Fuerteventura kommt, vorfinden, was er erwartet? Oder wird er bitter enttäuscht sein, weil vieles nicht so „öko“ ist, wie es sein sollte, und er deshalb eine Klage wegen irreführender Werbung anstrengen?

Ich bin der Meinung, dass Fuerteventura durchaus Potential hat für die Entwicklung eines naturnahen Tourismus. Doch sollte man einen Schritt nach dem anderen machen, und erst mal die einfachsten Grundlagen schaffen. Das fängt in den Köpfen der Menschen an, und zwar bei all denen, mit denen ein Urlauber direkt oder indirekt in Berührung kommt.

Was wird ein „normaler“, nicht besonders ökologisch geprägter Urlauber empfinden, wenn er nach seinem Besuch am Strand an überquellenden Mülltonnen vorbei kommt?

Was bewirkt es beim Besucher, wenn er an einem parkenden Bus oder LKW vorbeigeht, der mit laufendem Motor die Luft verpestet und einen Höllenlärm verursacht?

Welchen „Öko-Eindruck“ hinterlassen Taxis, die am Taxistand stehen, mit laufendem Motor, Klimaanlage auf volle Pulle und geöffneten Fenstern, während die Fahrer draußen rumstehen und schnacken?

Ein „normaler“ Urlauber wird das sicher schon als lästig bis sehr störend empfinden. Ein „Öko-Tourist“, der aufgrund der pompösen Werbekampagnen unserer Verantwortlichen nach Fuerteventura kommt, wird die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich „verar…t“ vorkommen.

Meines Erachtens fehlt es noch an vielen Stellen an den einfachsten Grundlagen. Diese müssen erst einmal von denen geschaffen werden, die hier leben, und zwar von allen, egal ob „einheimisch“ oder „zugezogen“.

Neulich, als ich ein paar alte Kartons dem Recycling zuführen wollte, bot sich mir im Bereich der entsprechenden Mülltonnen auf dem freien Gelände neben der Tankstelle in Costa Calma ein empörendes Bild. Die Mülltonnen und der Altpapier-Container waren leer, aber unerreichbar. Offenbar hatten zahlreiche noch nicht „ökotaugliche“ Mitbürger ihren Müll einfach so vor und neben den Tonnen deponiert, dass ein Zugang nahezu unmöglich war, ohne knöcheltief durch Hausmüll, Gewerbemüll, Schutt, Schrott, alten Hausrat usw. zu stapfen. Kein Wunder also, dass andere sich nicht dem Risiko aussetzen wollten, in rostige Nägel zu treten und ihren Müll folglich auch neben den Tonnen platzierten. Wie so oft galt scheinbar auch hier: „einer macht’s vor und alle anderen machen es nach“. Wenn das in positiver Richtung doch auch so funktionieren würde!

Ähnliche Missstände kann man auf Fuerteventura an vielen Orten beobachten. Doch trotzdem scheint es, dass die Behörden sich nicht wirklich dafür interessieren. Immerhin hat die Gemeindeverwaltung von Puerto del Rosario an einem neuralgischen Punkt eine große Hinweistafel aufgestellt, die auf ein mögliches Bußgeld von bis zu 1.800€ hinweist. Daneben liegen alte Matratzen und Farbeimer.

In Pájara schafft man nicht einmal das, obwohl die Gemeinde –anders als Puerto del Rosario- eine Zone mit „Ökotourismus-Potential“ sein könnte.

Dabei ließen sich viele der Müllsünder sogar problemlos identifizieren, wenn man denn nur wollte…

Eigentlich sollten gerade Gewerbetreibende ein Interesse daran haben, dass Urlauber ein sauberes Umfeld vorfinden. Schließlich leben wir auf Fuerteventura alle direkt oder indirekt vom Tourismus. Und auch wenn dieser noch lange nicht „öko“ ist, dürfen die Urlauber eine saubere und gepflegte Umgebung und einen schonenden Umgang mit der Umwelt erwarten.

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4 Kommentare

  1. Man sollte erst einmal dafür sorgen, dass die Gaststätten und Geschäfte ihren Müll und Pappkartons nicht einfach neben die Tonnen stellen. Die Gaststätten stellen sogar ihr altes Fritierfett in Plastikkanistern neben die Müllbehälter. Man sollte von den Gaststätten eine Zusatzgebühr zu fordern.
    Der normale Bürger muss ordentlich trennen.

  2. Der Kommentar von Micha ist gut!
    „Öko“ ist schon grenzwertig.
    Verantwortlicher Tourismus find ich persönlich hervorragend!!
    Super Idee!
    Hier kann man viel einbauen, ich denke hier z.B. auch an Nachhaltigkeit, Engagement, Erfahrung usw.
    Gruß

  3. Hallo FZ-Team,
    als häufiger Gast ist mir dies auch schon aufgefallen!
    Ich bin zwar nicht der „Öko-Tourist“ komplett, finde aber ein gut aufgeräumtes „Land“ als Grundvorraussetzung für guten Tourismus wichtig. Auch sind schon einige Ansetze sichtbar, denke man müßte hier aber noch weiter aufmerksam machen. Wie sieht es hier eigentlich in der spanischen Presse aus? Ist dies dort auch ein Thema? Wie werden die Einheimischen hier abgeholt und mitgenommen?
    Es Grüßt aus Neuss/NRW Olaf…..

  4. Ich glaube, daß alle entwickelten Staaten ein Müllproblem bsitzen, bei vielen, insbesondere jenen aus denen „Ökotouristen“ (was auch immer das sein mag) kommen, sieht man es nicht, weil die Entsorgung besser geregelt ist. ;o)

    Der Hauptwiderspruch scheint mir eher darin zu liegen, daß man nach Fuerteventura fliegen muss, was an sich eben nicht sehr „öko“ ist.
    Sinnvoller scheint mir da die Bezeichnung „sanfter (oder verantwortlicher) Tourismus“ zu sein. Solche Touristen suchen allerdings keine Bettenburgen mit AI und Ganztagsbespassung, sondern wünschen sich Individualtourismus abseits der Tourizentren. Auch dies im offensichtlichen Widerspruch zum toursitisch realexistierenden Furteventura.

    Es könnte allenfalls nach dem Motto: „die Küsten der Masse, das Zentrum der Klasse“ ohne allzugrosse Umstrukturierungszwänge in der Raumordnung angegangen werden. ;o)

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