Endlich nicht mehr nur Anfänger: Richter auf Fuerteventura sollen auch nach Aufstieg bleiben dürfen

Richter-Fuerteventura

In den meisten Berufen hat die Erfahrung einen erheblichen Einfluss auf die Qualität der abgelieferten Arbeit. Das gilt natürlich auch für den Beruf des Richters.

Je mehr Berufserfahrung ein Richter mitbringt, desto effizienter und souveräner dürfte er in der Regel bei der Bearbeitung von Gerichtsverfahren sein. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass ihm grobe Verfahrensfehler unterlaufen, dürfte mit steigender Erfahrung sinken.

Man darf sicher annehmen, dass ein erfahrener Richter für alle am Prozess beteiligten von Vorteil sein dürfte und vermutlich in den meisten Fällen einem rechtssicheren Urteil dienlich ist.

Auf Fuerteventura müssen Rechtsanwälte, Staatsanwälte und Angeklagte im Straverfahren sowie Kläger und Beklagte im Zivilverfahren jedoch davon ausgehen, dass sie es im Prozess mit einem sehr unerfahrenen Richter zu tun haben.

Auf Fuerteventura gibt es 7 Gerichte der ersten Instanz bzw. Ermittlungsgerichte, an denen die Verfahren ausnahmslos von Einzelrichtern, einem sogenannten „juez“ geleitet werden.

Im spanischen Justizsystem beginn ein Jurist, der nach dem Jurastudium die erforderlichen Prüfungen zur Befähigung zum Richteramt abgelegt hat, seinen Dienst als „juez“, also als Einzelrichter an einer Art „Amtsgericht“.

Allein durch das Ableisten von drei Dienstjahren steigt der Richter dann vom „juez“ zum „magistrado“ auf. [Aufgrund gewisser Ausnahmeregelungen (Einstellungsstopp) lag diese Frist zuletzt bei 4 bis 7 Jahren].

Bisher mussten die frisch beförderten „magistrados“ dann den Gerichtsbezirk von Fuerteventura verlassen, um als Mitglied eines sogenannten Kollegialgerichts gemeinsam mit mehreren Kollegen einen einem „tribunal“, einem Gericht höherer Instanz, tätig zu werden.

Für die Justiz auf Fuerteventura bedeutete dies, dass die Richter die Insel wieder verlassen mussten, sobald sie erste Berufserfahrungen sammeln konnten.

Nicht selten belächelten die „alten Hasen“ die „Frischlinge“

Lang gediente Rechtsanwälte und Staatsanwälte verspotteten die „Frischlinge“ nicht selten, natürlich immer hinter vorgehaltener Hand. So manches Verfahren litt darunter, dass Anwälte oder Staatsanwälte dem Richter Dinge vortragen mussten, die „er eigentlich wissen sollte“.

Auch die Effizienz von Verfahren litt natürlich unter der ständigen Rotation der Richter. Oftmals kam „immer ausgerechnet dann ein neuer Richter“, wenn das Verfahren eigentlich kurz vor der Abschluss stand. Natürlich musste der neue Richter sich erst einmal wieder in den Fall einarbeiten.

Magistrados sollen in Zukunft auf Fuerteventura bleiben dürfen

Laut einer Mitteilung des Justizministeriums soll sich diese Situation auf Fuerteventura ändern. Man arbeite bereits am Entwurf einer Anweisung, die die Folgen eines Aufstiegs in eine höhere Richterkategorie neu regeln soll. Damit sollen magistrados dann auch nach ihrem Aufstieg weiterhin auf Fuerteventura ihren Dienst ausüben dürfen. Damit käme das Justizministerium endlich einer alten Forderung der „Juristenszene“ auf Fuerteventura nach und würde endlich zu mehr Stabilität und einer effizienteren Rechtsprechung beitragen.

Der Gerichtsbezirk von Fuerteventura erfülle viele Kriterien, die für eine solche Maßnahme erforderlich seinen.

Diese Kriterien richten sich nach der Einwohnerzahl, der Arbeitsbelastung der Gerichte, der erheblichen touristischen Aktivität auf der Insel. Auch die Migration, insbesondere die illegale, spiele eine Rolle. All diese Faktoren führten zu einer besonders hohen Zahl und auch zu einer steigenden Komplexität der Fälle, die von den Gerichten zu bearbeiten ist.

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1 Kommentar

  1. Vielen Dank für Ihre vertiefende Landeskunde. Was ich nicht verstanden habe: Gibt es auf Fuerteventura nur den „juez“ oder auch die zweite Instanz, also den „magistrado“? Oder muss man dafür immer nach Las Palmas? Ist der magistrado nur eine zweite Instanz oder gibt es auch Fälle, die direkt dort verhandelt werden (etwa wie beim Landgericht in D) ?

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