Persönlicher Ausflugsbericht zur Romeria Virgen del Tanquito auf Fuerteventura

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Wie wir ankündigten, wird alljährlich Anfang Juni die Pilgerwanderung zu Ehren der Virgen del Tanquito auf dem Berg El Cardón durchgeführt. Ein Leser der Fuerteventura Zeitung hat, durch den Artikel animiert, an dieser Pilgerwanderung teilgenommen. Er war von dem Erlebten so hin und weg, dass er uns einen sehr persönlichen und vergnüglich zu lesenden Bericht über diesen Tag zugeschickt hat, den wir hiermit allen unseren Lesern zugänglich machen möchten:

Pilgerwanderung Virgen del Tanquito, Leserbericht von Mike

Ich hatte am 04.06.2022 das Vergnügen, diese Prozession, Pilgerwanderung – die exakt so ablief wie im Artikel beschrieben, live vor Ort zu erleben und an ihr teilzunehmen. Vorweg ein großer Dank an die Fuerteventura Zeitung, denn nur durch diesen Beitrag bin ich auf diesen Event aufmerksam geworden. Und das nach über 25 Jahren Fuerte-Liebhaberei. Wir haben uns den ganzen Tag Zeit genommen, waren früh ab 8:30 Uhr auf dem Kirchplatz, um das Zusammenkommen der Pilger zu beobachten, wahrhaft farbenprächtig! Um 9:00 Uhr wurde die Maria Figur präsentiert und dann ging es in einem langen bunten Zug unter Polizeieskorte die Straße bergan, bis man dann auf Höhe des kleinen Parkplatz den Wanderweg zur Kapelle abbog. Mehrere Gruppen mit ordentlichen Instrumenten und guter Stimme begannen den Weg von Anfang bis zum Gipfel unermüdlich zu spielen und gute Stimmung zu verbreiten.

Der Aufstieg, den ich bereits häufiger vorgenommen hatte, war bei ausgezeichnetem, weil früh nicht zu heißem Wetter genau passend für eine solche Prozession.

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Es geht los

Grillfest auf dem Berg

Das Grillfest, welches allerdings im Artikel eher etwas zurückhaltend beschrieben war, war in meinen Augen eher das Dorffest des Jahres! Ich war begeistert, hatte so etwas hier noch nicht erlebt oder vermutet. Das gesamte Plateau war ein einziges Festgelände, in riesigen Kesseln wurden Paellas zubereitet, über mehreren Badewannen, die als Grill dienten, wurden Hunderte Steaks aufgelegt, Meterlange Fische aufgeschnitten und tausende (!) Getränkedosen in riesigen Behältern stundenlang eisgekühlt. Einfach einzigartig! Das gesamte Plateau um die Kapelle war in riesige Rauchschwaden gehüllt, es duftete nach allem, was das Herz begehrte.

Gegen Mittag waren wohl die meisten Pilger nach dem ca. zweistündigen Aufstieg angekommen, eine Zählung war mir nicht korrekt möglich, aber ich verbürge mich für mindestens 600 – 700 Menschen.
Für mich der unglaubliche Höhepunkt des Tages, als dann ab 12 Uhr das Essen kostenlos an jedermann ausgegeben wurde, wie routiniert und schnell dies ablief, es gab mehrere Ausgabestellen über lange Tafeln, die Rationen unbegrenzt und wie sich später herausstellte, von allem bis zum Schluss auch verfügbar. Zu Fleisch und Fisch gab es selbstverständlich auch Beilagen, wie kanarische Kartoffeln und Teigwaren. Leider kann ich in Unkenntnis der Begriffe namentlich nicht alles aufzählen, was aufgetafelt wurde, nur eines: köstlich war alles!

Aus 10l Kanistern wurde von umhergehenden Burschen selbst zubereitete Mojo Sauce ohne allzu viel Federlesen auf die ihnen dargereichte Teller gegossen – thats real life!
Dazu Getränke unlimited, egal ob alkoholfrei, Wein oder Bier, man bekam, egal wo man stand oder ging, regelrecht freundlich eine Dose „aufgedrängt“. Hier oben war einfach alles von jedem ausreichend da.

Das hier offenbar ein Sponsor aus der Gegend außerordentlich und in jeglicher Hinsicht zum Gelingen des Festes beitrug, sei ohne jeden Beigeschmack am Rande erwähnt, für alles war Vorsorge getroffen, selbst Strohhüte, welche sich sehr bald als sehr nützlich entpuppten, lagen ausreichend zur freien Verfügung aus!

Obwohl dieser zur kanarischen Tracht, insbesondere der Pilger gehörte, kam es vor, dass aufgrund ungünstiger Windverhältnisse oder unbedeckter Touristenköpfe schnell neue Abnehmer gefunden wurden.

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Musik

Selbstverständlich wurde auch dem Hauptanliegen des Tages Rechnung getragen, in der kleinen außerordentlich liebevoll geschmückten Felskapelle war immer andächtige Ruhe, so manche Pilgerin und Pilger oder gerade frisch vom Schicksal Betroffene hinterließen ihre Wünsche und Gebete in kleinen Zetteln in den unzähligen Fugen der kleinen Felsgrotte. Eine insgesamt wirklich einmalige Szenerie an diesem Tage hier oben in der eigentlich so majestätischen Stille, in der Ferne die wolkenlose Bergkette von Jandia.

Große logistische Leistung

Auch wenn dieses Fest, für mich das erste Mal, sicherlich seit Jahrzehnten so durchgeführt wird, ist es in meinen Augen eine riesige logistische Leistung, all diese Dinge manuell auf den Berg zu transportieren, auch wenn natürlich auf der Rückseite des Massivs unterhalb des Tanquito ein mit Geländewagen erreichbares kleines Plateau samt kleinem Seilzug vorhanden war, die letzten mehrere hundert Meter musste aber dennoch alles getragen werden. Und ich erinnerte mich, schon früher immer einen Stapel alter Badewannen an einer Felsenklippe unweit der kleinen Kapelle etwas verständnislos zur Kenntnis genommen zu haben.

Die Tatsache Hunderte Menschen hier zu beköstigen und dies alles vorzubereiten, meinen Riesen Respekt – und auffällig, was immer und überall vorherrschte: Beste Laune und ausgelassene Stimmung!!

Als dann plötzlich, für mich tatsächlich völlig unerwartet, auf den Tafeln verschiedenste Kuchensorten, Gebäck und gar Kaffee auftauchten, glaubte ich, nun eigentlich den Rest des Wochenende hier nicht mehr weggehen zu wollen… Wie arm waren in diesem Moment in meinen Augen jene Hotelanbeter, welche sich, ihrem bunten Armbändchen sei Dank, um diese Zeit vom Pool zum Speisesaal bewegten, um sich dort ihren inkl. Kaffee abzuholen.

… ach ja, als ich meinen Kaffee in den Becher ausgeschenkt bekam, wurde ich tatsächlich gefragt, ob auch mit Milch und Zucker …

Für uns dann eigentlich viel zu früh, begann gegen 14 Uhr der völlig ungeordnete Abstieg, wir ließen es uns nicht nehmen, erst bei der letzten kleinen Gruppe dabei zu sein, um möglichst alles auszukosten. Dank hierfür war musikalische Unterhaltung vom Gipfel bis herunter zum Dorf.

Und nur die letzten etwa 50 Pilger kamen dann noch in den Genuss des Zusammentreffens der Mariafigur vom Berge mit der Jesusstatue aus der Kirche, welche uns aus dem Dorf entgegen getragen wurde und zu einem kleinen Relikt auf die Straße gestellt wurden, um sie dann mit einem Tanz zu erfreuen. (Man verzeihe mir in Unwissenheit der genauen Prozedur, welchen Hintergrund dies genau hatte) Vielleicht ist dies dem ein oder anderen Leser geläufiger als mir.

Party im Dorf

Zurück im Dorf, lief da bereits die große Party auf dem Kirchplatz mit Livemusik und Tanz von und an der Bühne. (siehe auch Programmliste der Fuerteventura Zeitung im Artikel) es müssen nahezu alle dort handelnden Personen auch auf dem Berg gewesen sein.

Obwohl wir selbst eher genießende Zuschauer waren und einfach den ganzen Tag aufgesaugt haben, vergingen auch hier die Stunden im Fluge beim Betrachten der Szenerie. Zwischen 20 und 22 Uhr zog sich das feiernde Volk dann auffällig zurück, der Festplatz war nahezu menschenleer. Obwohl eigentlich für 22 Uhr noch ein Programmpunkt angeboten war, befanden sich kaum noch Menschen da, fast alle Stände und Fahrgeschäfte waren abgedunkelt und hatten geschlossen, die vorher überfüllten Parkmöglichkeiten nahezu leergefegt.
Dennoch begann 22.00 Uhr eine junge Band aufzuspielen, wenn auch vor leeren Rängen….wir wollten gehen…

….doch plötzlich flackerten Fahrgeschäfte und Verkaufsstände wieder auf, 10 Menschen tummelten sich auf dem Tanzplatz der Kirche…..der Wind wehte…
….dann hörte man bereits Autos ankommen, Menschen, vorzugsweise junge, die man den ganzen Tag in Tracht sah, kamen nun plötzlich im abendlichen Partyoutfit aus allen Richtungen. Es dauerte keine 20 Minuten und der Festplatz platzte plötzlich aus allen Nähten. Und die Party ging mal so richtig ab! Einfach nur Wahnsinn! Da war der Nachmittag wohl eher bunter Kindergarten dagegen.
Das hab ich so nur erlebt, wenn man Stadiontore öffnet, nicht aber im kleinen unscheinbaren Dörfchen Cardon. Was eine geile Stimmung und ein geiler Tag. Und selbst als wir nach Mitternacht dann durch die Berge zurückfuhren, kamen uns immer wieder Autos voller Jugendlicher entgegen.

Danke das wir das so miterleben durften, ein unvergesslicher Tag, in erster Linie, weil er so bodenständig und natürlich war – und klar, wirkliche Touristen hab ich wohl keine gesehen an diesem Tag.

Empfehle ich jedem, dies oder ähnliche Fiestas mitzuerleben, da besinnt man sich doch darauf, was das Leben ausmacht, nämlich nicht zwingend über jeden, der etwas falsch macht herzuziehen oder sich in den Kommentaren über Nichtigkeiten aufregen. Das echte Leben ist wohl immer noch das Beste.

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6 Kommentare

  1. Ein supertoller Bericht, vielen Dank an Mike und auch an die Fuerteventura Zeitung und für das Teilen.
    Wie schön dass Du das miterleben durftest, Deine Freude darüber springt mich aus aus Deinem Bericht förmlich an. Und ich wünschte, ich wäre dabei gewesen, denn die Feierlichkeit ist richtig plastisch beschrieben und auch die Menschen und die ganze Romeria klingen so, dass ich das unbedingt einmal mitmachen möchte.
    Ein Grund mehr, der mich auf die schönste Insel der Welt zieht…

  2. Eine Wanderung dort hin kann ich jedem nur raten .👍👍Die Ruhe dort ist einfach unbeschreiblich außer den Vögeln und ab und zu gemecker von Ziegen hört man wirklich nichts .Die Aussicht ist auch wunderschön man sieht auf die Westküste und den Ort La Pared. Wenn ich Anfang Juli wieder auf der Insel bin wird die Wanderung dahin wieder dazu gehören. Wer abends hin wandert kann bestimmt einen schönen Sonnenuntergang bewundern.😍
    Verpflegung mitnehmen da es vor Ort nichts zu kaufen gibt und noch wichtiger Abfälle auch wieder mitnehmen.😊

    • Danke Mike für deinen wunderbaren Artikel. Ich habe deine Eindrücke sehr genossen und mir vorgenommen, nächstes Jahr live dabei zu sein. Und ja: Was das Leben ausmacht ist sicherlich offen zu sein, neue Erfahrungen zuzulassen und zu genießen. Nochmals DANKE für deine Schilderung.

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