Wie die Kanarischen Inseln sich im 16. Jahrhundert gegenseitig vor Piratenangriffen warnten

Berber-Piratenschiff

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Die Einwohner der Kanarischen Inseln im 16. Jahrhundert hätten sicher einiges dafür gegeben, wenn sie über solche Kommunikationsmöglichkeiten verfügt hätten. Dann wäre es für sie um einiges einfacher gewesen, sich gegenseitig vor nahenden Piraten zu warnen.

Denn im 16. Jahrhundert waren Angriffe wiederholte Angriffe durch Piraten, vor allem auf den östlichen Inseln Lanzarote und Fuerteventura ein großes Problem.

Die makaronesichen Inseln, also die Kanaren, Madeira, die Kapverden und die Azoren, waren für französische, englische und berberische Korsaren, Feinde der spanischen Monarchie, aus zwei Gründen besonders anziehend: zum einen waren die Inseln durch regen Handel in kurzer Zeit relativ wohlhabend geworden. Zum anderen verfügten die Inseln nur über sehr schwache oder gar keine Verteidigungsanlagen und Milizen.

Bedrohung aus Nordafrika

Die Korsaren aus Nordafrika waren eine besonders gefährliche Bedrohung für die östlichen Kanareninseln.

Es gab vier große Angriffe auf Lanzarote in den Jahren 1569, 1571, 1586 und 1618, sowie einen Angriff auf Fuerteventura im Jahr 1593.

Diese Überfälle zählten zu den verheerendsten im gesamten Archipel, zusammen mit dem Überfall von François Le Clerc auf Santa Cruz de La Palma (1553) und dem Angriff von Pieter Van der Does auf Las Palmas de Gran Canaria (1599). Zusätzlich gab es französische Angriffe auf die Inseln Madeira und Azoren, sowie Aktionen von Francis Drake gegen Cabo Verde.

Das frühzeitige Wissen um bevorstehende Angriffe war damals von lebenswichtiger Bedeutung.

Die Gouverneure der Inseln entwickelten daher ein Warnsystem, das auf dem Versand von Briefen basierte, um über mögliche feindliche Landungen zu informieren. Wenn vor Fuerteventura oder Lanzarote potentiell feindliche Schiffe gesichtet wurden, schrieb man einen Brief und schickte ein eigenes Schiff nach Gran Canaria oder Teneriffa.

Dieses System war so effizient, dass es nicht nur auf den Kanaren, sondern auch auf den portugiesischen Archipelen Kapverden, Azoren und Madeira eingesetzt wurde.

Die Warnungen versetzten die Gouverneure der andern Inseln in die Lage, ihre Verteidigungsanlagen zu inspizieren, ihre Kanoniere und Arkebusierer in Alarmbereitschaft zu versetzten und die Milizen einzuberufen, in die alle „kampffähigen“ Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren eingezogen wurden.

Sergio Hernández Suárez, ein Postdoktorand an der Universität Lissabon, erforscht diese frühen Warnmeldungen, die von den östlichen Inseln ausgingen. Nach dem Angriff von Le Clerc auf Santa Cruz de La Palma im Jahr 1553 herrschte unter der Bevölkerung eine tiefe Angst vor der Bedrohung durch externe Angriffe.

Die Angriffe und Plünderungen hatten hauptsächlich das Ziel, Teile der Bevölkerung zu fangen und als Sklaven in den nordafrikanischen Sklavenhäfen Algier und Salé zu verkaufen. Besonders bemerkenswert war der Angriff der Barbareskenkorsaren im Jahr 1569 auf Lanzarote, bei dem der Korsar Calafat 600 Männer anführte und die Frau und Kinder des Gouverneurs Diego de Cabrera Bethencourt gefangen nahm. Etwa 200 Einheimische wurden als Sklaven verkauft.

Im Jahr 1586 informierte der Bürgermeister von Garachico, Cristóbal Pérez, die Behörden von La Palma über die Sichtung von Korsaren vor der Nordküste von Teneriffa. Als Reaktion darauf wurden alle Milizkapitäne von La Palma informiert, und jeder Mann im Alter von 16 bis 60 Jahren wurde zur Verteidigung aufgerufen.

Die Angriffe auf Lanzarote und Fuerteventura im 16. Jahrhundert hatten signifikante Auswirkungen auf die Entwicklung von Verteidigungsstrategien auf den Kanarischen Inseln. Die kontinuierliche Bedrohung durch Korsaren führte zur Stärkung der militärischen Verteidigung und zur Entwicklung von Kommunikations- und Warnsystemen zwischen den Inseln. Diese historischen Ereignisse veranschaulichen die Herausforderungen und Anpassungen, mit denen die Inselbewohner konfrontiert waren, und bieten einen Einblick in die komplexe Geschichte der Kanarischen Inseln in dieser turbulenten Zeit.

Die Bedrohungen durch Berberangriffe setzten sich auch im gesamten 17. Jahrhundert fort. Im Jahr 1618 griffen die berberischen Korsaren zuerst Lanzarote an, um im Anschluss auf La Gomera reiche Beute zu machen. Als sie anschließend nach La Palma weitersegelten, mussten sie feststellen, dass man dort sehr gut vorbereitet war und heftigen Widerstand leistete. Letztlich zogen sich die Angreifer von La Palma zurück. Allerdings hatten sie bereits auf Lanzarote rund 900 Einwohner versklavt.

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