Die verschärfte Maskenpflicht in Spanien – leider kein verfrühter Aprilscherz

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Kommentar

Wie eine Bombe ist gestern die Verschärfung der Maskenpflicht der spanischen Regierung mitten in die Osterwoche geplatzt. So gut platziert, dass die spanischen Medien zunächst nur mit kurzen Notizen auf das aufmerksam machen, was sich wie ein Tsunami auf den Tourismus in Spanien auswirken kann und wird. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Mit der Veröffentlichung des neuen Gesetzes im spanischen Staatsanzeiger BOE am 30.03.2021, das auch prompt am Tag darauf, also ab 31.03.2021 in Kraft tritt, hat die spanische Regierung die Maskenpflicht in ganz Spanien tiefgreifend verschärft. Ab 30.03.2021 gelten die Maskenregeln der autonomen Regionen nicht mehr, es gilt nur noch das rechtlich höher angesiedelte Gesetz der spanischen Zentralregierung.

Bislang waren es die autonomen Regionen selbst, die ihre Maskenpflicht zu Beginn der zweiten Welle verschärft hatten. Maskentragen überall dort, wo kein ausreichender Abstand möglich ist, war mehr oder weniger der Tenor. Insbesondere die touristisch orientierten Regionen hatten spezielle Regeln für das Tragen der Masken z.B. am Strand oder in der freien Natur.

Konnte man bis gestern noch -konform mit der Maskenpflicht der kanarischen Inseln- auf seinem Handtuch am Strand ohne Maske in der Sonne liegen, darf man das heute Dank der verschärften Maskenpflicht von Pedro Sánchez und Co. nicht mehr.

Selbst wenn man mutterseelenallein in der weiten Landschaft von Fuerteventura zu Fuß unterwegs ist, soll man nach dem neuen Gesetz eine Maske tragen. Wen oder was soll ich denn bitte schützen, wenn ich doch ganz allein unterwegs bin?

Sicherlich wird der eine oder andere argumentieren, dass ich dann ja wandere, also einen Individualsport ausübe und das darf ich ja ohne Maske. Wenn ich dann aber eine Pause mache, dann soll ich die Maske aufsetzen? Wo bitte bleibt denn da die Verhältnismäßigkeit?

Wo kein Kläger da kein Richter?

Natürlich kann man jetzt vorbringen, dass es ja wohl auch kaum ein Problem geben wird, wenn man mutterseelenallein durch die Pampa spaziert. Denn wer allein ist, den sieht auch kein Gesetzeshüter. Und wer soll das Fehlverhalten dann schon „maßregeln“?

Auch wenn diese Überlegung grundsätzlich richtig ist, wird diese überzogene Maskenpflicht Touristen abschrecken.

Es gibt Touristen, die sich an alle Regeln halten wollen. Diese werden ihre Konsequenzen ziehen und Spanien meiden. Diejenigen hingegen, die sich sowieso nicht an Regeln halten, werden sich auch nicht an verschärfte Regeln halten.

Was ist dann mit der Verschärfung erreicht worden? Lediglich eine weitere Verschärfung der bereits prekären Situation des Tourismus in Spanien und damit auch auf den Kanaren.

Außerdem stellt sich ja auch für jeden „Normalbürger“ die Frage, wie er oder sie mit der Verschärfung umgehen wird.

Selbst wenn eine autonome Region die verschärften Regeln ablehnen würde, muss ihre Exekutive diese Regeln durchsetzen. Im Grunde genommen würde sich jeder Polizist, der zur Seite schaut, strafbar machen.

Aufschrei? Fehlanzeige

Wo bleibt der Aufschrei der Tourismusexperten, der Regierungspräsidenten der Autonomen Regionen wie die der Kanaren, die fast ausschließlich vom Tourismus leben? Warum regt sich kein Widerstand bei Hotelverbänden und Inselregierungen? Bisher hat uns nicht eine einzige Pressemeldung von derartigen Stellen erreicht, die sich überhaupt mit dem Thema auseinander gesetzt hätte.

Ist dieses ganz besondere „Osterei“ so gut gelegt worden, dass es vielleicht alle im Osterurlaub erwischt? Sind grade alle campen und nutzen ihre mobilen Daten ausschließlich dazu, Netflix zu streamen anstatt ihre Arbeit zu machen?

Kann jemand der spanischen Regierung mal sagen, dass sie grade dabei ist, das zarte Pflänzchen mit Namen „Tourismus“, das wir alle gemeinsam hegen und pflegen sollten, unter einer Maskenpflicht zu ersticken, die schlichtweg unverhältnismäßig ist?

Bereits im vergangen Sommer haben andere europäische Sommerziele den spanischen Regionen das Wasser abgegraben, Griechenland ganz vorne weg.

Hier auf den Kanaren haben wir uns von Hoffnung zu Hoffnung gehangelt. Zuerst gehegt durch das leichte Erwachen des Tourismus im Spätsommer 2020, sagte man sich im Herbst, dass es zu bestimmt zu Weihnachten besser wird. Pustekuchen, jetzt ist Ostern 2021 und auch diese wichtige Saison ist dahin.

Statt Besserung und Hoffen auf eine zumindest akzeptable Sommersaison platzt nun die neue Maskenpflicht in die ersten Buchungen.

Aber macht ja nichts, die Kanaren sind ja weit genug weg von Madrid. Das Knurren der Bäuche der Menschen ohne Arbeit und Einkommen wird wohl kaum bis dort ertönen.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt: die Regierung soll in einer Sitzung mit den autonomen Regionen prüfen, ob es nötig sei das Gesetz zu „nuancieren“.

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16 Kommentare

  1. Mich würde interessieren wie sich die Sache weiterentwickelt.
    Heute wurde die Testpflicht bei Einreise anscheinend bis 07.06.21 verlängert.
    Betrifft das die Maskenpflicht auch?
    Da einige von euch sicherlich die Diskussion in Spanien im Gegensatz zu mir verfolgen, glaubt ihr das die Maskenpflicht im freien bei den aktuell sinkenden Inzidenzwerten bald gekippt wird?
    Weitere Artikel zu dem Thema würde ich gerne in der Fuerteventurazeitung weiterverfolgen.

  2. Hallo Thomas,

    wo kein Kläger, da kein Richter! Wir fliegen jetzt Ende April wieder nach Fuerteventura. Wir waren im November letzten Jahres schon hier um eine Auszeit von der ewigen Panikmache zu nehmen und das hat ganz gut geklappt damals. Allerdings wirds wieder Zeit, deswegen auch unsere Entscheidung wieder zu kommen, auch wenn es immer umständlicher wird!

    @Frau Wagner: Lassen Sie doch bitte andere Menschen für sich entscheiden und hören Sie auf Ihre Überzeugung als die einzig wahre zu verbreiten. Punkt!
    @Herr Ehlers: Bitte tragen Sie, wenn Sie alleine autofahren eine Maske! Man weiß nie wo Ihre Aerosole sonst noch landet. Danke!

  3. Es ist übrigens- nach unserer Auffassung- eine Schande, dass dem Normalbürger auf Fuenteventura keinerlei wirkliche finanzielle Unterstützung in dieser Notlage seitens der Regierung sofort zu Teil wird! Wo ist die stolze Nation wenn’s ernst wird 🤔

  4. Hallo lieber Leser,
    würdest Du nicht auch ALLES tun, um eine schwere Krankheit oder gar den Tod Deiner Eltern, Grosseltern, Bruder, Schwester, Schwager oder Kindern zu ersparen? Ist Dir diese kleine Maske dafür schon zu viel? Und sind Dir Deine Nachbarn, Kollegen und Mitschüler auch total egal? Maskenverweigerer sind Mega-Egoisten, denen die Gesundheit und das Leben aller Anderrn völlig egal ist. Das finde ich total traurig und unverständlich. Nicht lang schnacken – Einfach machen!

    • @Stefan Ehlers, ich bis kein Maskenverweigerer und habe auch kein Problem mit den Maskenregeln, die auf den Kanaren bisher galten. Im Gegenteil: ich halte mich penibel an die Vorschriften, wenn andere Menschen in der Nähe sind, weil ich glaube, dass die Regeln dann sinnvoll sind und wie du sagst, dass die Einschränkung unbedeutend ist. Aber gestern z.B. war ich mit meinem Hund 1,5 Stunden in einem einsamen Barranco spazieren und wir haben in der ganzen Zeit keinen einzigen Menschen gesehen. In einem Radius von mehr als einem Kilometer hielt sich garantiert niemand auf. Ich habe keine Maske getragen und hätte das auch dann nicht getan, wenn es vorgeschrieben gewesen wäre. Ich bin überzeugt davon, dass ich niemanden dadurch gefährdet habe.

  5. Ich bin entsetzt und enttäuscht, weil ich das als elementaren Eingriff in die Privatautonomie empfinde. Am Strand und in der freien Wildnis Masken tragen? Das könnte vielleicht an überfüllten Stränden Sinn machen, aber auf den Kanaren? Warum unternimmt die spanische Regierung den Versuch, die Inselregierungen in ihren Rechten zu beschneiden? Die Inzidenzen auf den Kanaren liegen niedrig. Nicht unter 50, aber nur etwas darüber. Und die 50er Grenze ist ja auch nur ein willkürlich gegriffener Wert. Das rechtfertigt nach meiner Meinung auf keinen Fall so eine Maßnahme. Das können andere Regionen in Spanien und in der ganzen Welt nicht von sich sagen. Es ist nach meiner Meinung schlicht der falsche Weg. Diese Regelungswut der Gesetzgeber zeigt deren Hilflosigkeit und deren Unvermögen deutlich auf. Aber, was mache ich nun? Ich bedauere diese Entwicklung sehr, aber jeder Eingriff in mein Privatleben muss für mich auch Sinn machen; er muss mehr Sicherheit für alle Menschen schaffen, dann verstehe ich das und befolge ich das gern, aber jetzt werde ich erstmal keinen Urlaub mehr auf Fuerteventura machen.
    Ich wünsche allen eine gute Zeit und bleibt gesund.

    • @Danny, es handelt sich bei der Illustration um eine Politsatire. In den letzten Tagen haben wir über die Forderung des Einsatzes von Militär zur Coronaüberwachung berichtet. Im Artikel geht es um die absurde Verpflichtung zum Tragen einer Maske in der Einsamkeit/ freien Natur. Wie sonst, wenn nicht mit einem Fernrohr, sollte ein Soldat die Einhaltung der Maskenpflicht in der „freien Natur“ überwachen? Die Person im Fadenkreuz bin ich übrigens selbst. Die Illustration ist natürlich bewusst genauso absurd wie die Coronamaßnahmen, die sie kritisieren soll.

  6. Gacker !
    Mein Kommentar neulich, zum Militäreinsatz über Ostern, in dem ich u.a. Scharfschützen vorgeschlagen habe, analog zu der fröhlichen Terror.. äh..Touristenhatz per Polizeihubschrauber vor einem Jahr wurde aber nicht freigeschaltet.
    – Späte Einsicht, Herr Wolf ? 😉
    Grüsse,
    p.

  7. Ich wollte eigentlich in 14 Tagen auf die Kanaren reisen. Das hat sich nunmehr in der Tat erledigt. Ich werde mir ein neues Ziel suchen müssen, es wird hier wohl die Türkei werden. Schade. Insbesondere wenn man berücksichtigt dass die Regierung der Balearen zumindest über die Osterzeit eine entsprechende Ausnahme durchgesetzt hat. Warum die Kanaren Regierung dies nicht veranlasst, auch über die Osterzeit hinaus bleibt rätselhaft. Ich denke bei strikter Durchsetzung dieser Regelung ist der Spanien Tourismus auf absehbare Zeit beendet

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