Vom Sinn und Unsinn von Elektro-Rollern auf Fuerteventura

Bird-Roller-und-Bikes-Fuerteventura

Wie über so Vieles, kann man auch über Elektroroller, ihren Nutzen, ihren Standort, ihren Einsatzzweck und ihren tatsächlichen („ökologischen“) Sinn diskutieren oder streiten.

Das Praktische an der Sache ist zweifellos das relativ schnelle und unkomplizierte, vor allem auch spontane Fortbewegen von A nach B ohne lästigen Eigentumsvorbehalt und persönlichen Wartungsaufwand.
Vermittelt Freiheit und Unabhängigkeit im engeren Sinne, falls man mal unvermittelt die Lust verspürt, nicht laufen zu wollen oder Anstiege ohne Anstrengung zu bewältigen. Oder, das soll vorkommen, aus reinem Spaß. ;o)

Alles Gründe, die auf der Habenseite stehen, sieht man mal davon ab, dass es eben doch gewisse Regeln gibt, noch schlimmer – die es einzuhalten gilt!

An diesem Punkt beginnt der Spaß-Faktor schon zu bröckeln. Regeln einhalten ist so gar nicht im Sinne der meist jugendlichen HandyAppFetischisten, die solche Roller oft nur aus einem Grund benutzen: weil sie es können! Schlicht, weil man es einfach über ihr Lieblingsspielzeug, das Smartphone, benutzen kann.

Das hierbei Benutzerordnungen oder Vorschriften selten lesbar sind, ist verständlich, bei der Größe des Bildschirmes, die in keinem Verhältnis zur Größe der Lust steht, kurzerhand dem Geschwindigkeitsrausch der kleinen Räder über den holprigen Asphalt zu verfallen.
Helm und Personenbeschränkungen sind da sehr störend, denn wem gefällt es schon, wenn der Helm vom Hintermann an den vorderen stößt während der Fahrt, die bei Dunkelheit auf den Streets of Costa Palma nur ab 2‰ richtig Spaß macht!

Da wären wir bei der Verantwortung von Anbieter und Gemeinde, welche möglicherweise nicht miteinander harmonieren, oder im Falle letzterer, nur zusätzlichen Aufwand vermeiden will und die Dinge geschehen lässt, wie sie laufen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass es monatelang keine Regelung seitens der Gemeindeverwaltung zu den plötzlich überhand nehmenden BIRD Gefährten gab.
Dies zumindest meine persönliche Information, die sich mit einigen anderen vor Ort deckte. Sogar lokale Radiosender griffen dieses Thema sehr deutlich auf, da es augenscheinlich mehr Menschen ein Dorn im Auge war, als die Rosenblüte in den Händen..;)

In erster Linie ist es wohl die Dreistheit des Vermieters, der die Rollerflotte weitestgehend ohne verbindliche Genehmigung der Behörden erstmal einfach aufgestellt hat.
Wohl beantragt, aber dann sofort Tatsachen geschaffen, ohne den Beschluss abzuwarten. Dies war meine Information durch die Aussagen von Kommunalpolitikern Ende Mai, Anfang Juni. Dass es selbst heute noch auf Fuerteventura keine einheitlichen Regelungen gibt, entnehme ich ja nun auch dem Nachrichten-Beitrag.
Lasse mich natürlich gern verbessern, aber Tatsache ist ja, das die BIRD Roller das Ortsbild nicht wirklich verschönern, da sie praktisch überall stehen und liegen gelassen werden (können). Das sie hierbei auch Gefahren- oder Störquelle sind, habe ich selbst schon erlebt, insbesondere bei Dunkelheit.

E Roller Vermietung Fuerteventura
Roller in der Nähe des Spar Padilla Supermarktes in Costa Calma

Ordentlich abgestellt und präsentiert wie auf dem Artikelfoto findet man sie eher selten. Die zwei Boller machen auf mich den Eindruck eines seriösen Standplatzes, den ich generell durchaus begrüßen würde (vielleicht wurden sie aber auch nur für das Foto ordentlich drapiert ;O))

Standplätze sollte eigentlich die Stadtverwaltung genehmigen und nicht durch den Verleiher eigenmächtig festgelegt werden. Ob dies aktuell gängige Praxis ist, darf bezweifelt werden, zumindest war dies Mai/Juni wohl nicht der Fall. In meinen Augen spielt die Flexibilität der Standplätze die größte Rolle, denn wenn zurückgelassene Roller nur auf diesen Stellplätzen abgestellt werden dürfen, wird wohl auch die Akzeptanz der Nutzer sinken, die bestrebt sind, den Roller möglichst am Zielort „fallen zu lassen“ Macht ja irgendwie auch nur so Sinn.

Zur ökologischen Sichtweise bin ich sehr skeptisch, da generell der Öko-Effekt meist nur vorgegaukelt wird, um auf der aktuellen Weltrettungswelle mitzuschwimmen, koste es was es wolle. Oft ist Marketing alles.
Es ist bekannt, dass die umweltbelastende Herstellung dieser Akkus äußerst umstritten ist, erst recht deren Lebensdauer. In Kürze wird es wohl mehr unbrauchbaren Akkuschrott als Plastik geben. Oft ist dies dann auch das Ende das damit betriebenen Gerätes. Und wie viele Millionen ähnlicher Fortbewegungsmittel sind europaweit im Einsatz?

Leider ist es ja generell so, dass nur die Vorteile eines Produktes der Öffentlichkeit nahe gebracht werden, heutzutage mit der Ideologie der Naturschutz- und Klimaarettungspauke so hart zugeschlagen wird, dass alles drumherum vernichtend abgeschmettert wird.
Wobei ich generell nicht gegen diese Art der Fortbewegung insbesondere in naturgeschützten Landschaften oder auf Inseln und in ländlichen Gebieten, autofreien historischen Innenstädten, eingenommen bin. Eine sehr reizvolle Alternative – ABER doch immer lediglich auf eine ganz geringe Zielgruppe zugeschnitten.
Und das empfinde ich als eines der Hauptprobleme. Der Verkehr wird durch diese Roller in meinen Augen nicht grüner oder weniger schadstoffarm, sondern eher stärker und unübersichtlicher.

Ohne jemanden nahe treten zu wollen, wird sich ein Großteil der „40+ager“ wohl kaum aufs Trittbrett schwingen, um den Wagen stehen zu lassen oder seine feine Abend- oder Flaniergarderobe diesem fraglichen Vergnügen hinzugeben, dass Dinner-Restaurant am Abend rollend zu erreichen oder die knapp 20 Jahre jüngere „Bekanntschaft“ auf 4-Zoll-Felgen auszuführen und das Taxi oder den vergoldeten SUV stehen zu lassen.
Dass es cool ausschaut, wenn der flippige rastagelockte Surfboy barfuß und mit wehenden Haaren unter den Palmen entlang gleitet, gebe ich gern zu, allein das Surfbrett auf seinem Rücken macht ihn zum Hindernis und Gefahrenquelle, da nicht alles in der Praxis so gut ausschaut wie im Hollywoodfilm.
Dazu kommt die Bedienung, die zwar über App sehr einfach sein soll, aber sicher dennoch Ihre Liebhaber bei den U30-Jährigen findet. Die überwiegende Menge der Menschen wird sich nicht mit diesem Fortbewegungsmittel identifizieren können.

Kurzum, was ich in knappen Worten sagen wollte: die Elektroroller könnten eine coole Ergänzung zum Flair eines Urlaubsortes oder gern auch einer Großstadt beitragen. Die Zielgruppe aber ist eindeutig zu klein, der Aufwand zum Nutzen zu groß. Wie war das nochmal mit dem Aufladen? Nachts werden sie von Dieseltransportern eingesammelt, aufgeladen und wieder zurückgebracht.

Das Strom nicht das alleinige Allheilmittel für die Zukunft ist, wird sicher spätestens im nächsten Winter einigen mehr klar werden, wenn die Corona-Krise durch den Gas- und Ölmangel abgelöst und verfeinert wird. Und irgendwann wird auch der letzte begreifen, dass Strom nicht „DA“ ist, sondern aufwändig erzeugt werden muss. Und das wird im Gegensatz zur landläufig gern verbreiteten Meinung NICHT günstiger als Kohle, Atom und Öl.

Stehen nicht gern Aktivisten auf Bahngleisen, kleben sich auf Strassen oder beziehen Baumhäuser, um die Abholzung von 3ha Wald zu verhindern? Wo sind diese Gutmenschen aber, wenn Tausende Kilometer lange Trassen durch Wald und Flur geschlagen werden für grünen Strom? Tausende qkm Landschaft werden vernichtet, das Gleichgewicht des ökologischen System und der Tierwelt nachhaltig geschädigt (ja auch durch Autobahnen natürlich, deren Netz aber nicht so massiv ausgebaut wird. Tausende Windräder in der Nord- oder Ostsee sollen keinen Einfluss auf die Biowelt des Meeres haben? Hunderttausende Windräder im Land locken Tiere und Menschen an um sich an deren beruhigenden Rauschen zu ergötzen?
Kohlekraftwerke und Tagebaue sind sicher nicht viel besser, sind aber immerhin renaturisierbar, bei 200m breiten Schneisen durch Wälder und Gebirge für „grünen Strom“ habe ich da eher Zweifel.

Fazit: Hoch lebe das Fahrrad oder der Spaziergang – beides in Costa Calma einfach nur schön. Vielleicht auch bald wieder im Palmenwald bei Tag und Nacht :O)

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13 Kommentare

  1. Entgegen einigen Kommentatoren kann ich dem Artikel durchaus eine gewisse Frische und Spitzfindigkeit abgewinnen.

    Wenn jeder Artikel stoisch den journalistisch-sachlichen Vorgaben folgen würde, könnte man sich auch ein beliebiges deutsches oder schweizerisches Tageblatt zur Hand nehmen. Was wohl einige hier aus Überzeugung tun. Es sei Ihnen gegönnt.

    Ich verfolge seit langem die Artikel der Fuerteventura Zeitung, da diese gleichermaßen für interessierte Urlauber und Touristen, wie auch für einheimische Residenten/Anwohner zu einer offenbar unverzichtbaren Informationsquelle geworden ist. Und nicht nur das, sondern für viele auch erste Anlaufstelle für Probleme, die besonders uns Einheimische anders tangieren, als den Urlauber, der gern kommt, aber doch eine andere Sicht auf viele Dinge hat.

    Das bei besonders tangierenden Artikeln die Postings nahezu Chatcharakter annehmen, finde ich hervorragend, auch das teils konträre Ansichten immer veröffentlich werden, sehe ich offen! Dazu ist zu den Artikeln zum 15jährigen Jubiläum unglaublich treffend kommentiert wurden. Ich schließe mich dem Dank an die Macher der Zeitung an!

    Aus meiner Sicht ist das größte Plus der Online Veröffentlichungen die oft lockere und unverkrampfte Schreibweise, teils mit Humor, teils spitzfindig oder auch provozierend. Ich liebe diese frische Art der Herangehensweise und lese gern auch mal überspitzte Artikel, sofern sie nicht beleidigend sind. Was ich hier noch nie wahrgenommen habe.
    Ich erinnere mich an Beiträge zur Villa Winter oder kürzlich zur Romeria, welche ich als Glanzstücke eurer Zeitung sehe, einfach anders und frisch – auch wenn es immer einige Damen und Herren gibt, die offenbar ihre eigene Verbissenheit nicht erkennen und mangels eigener Entspannheit nicht die Hintersinnigkeit einer Textpassagen erkennen (können).

    Wenn der eine sich dem Forschritt der Technik gewachsen fühlt, aber mit bissigen Begriffen nicht komplementär umgehen kann oder sich eine Dame der scharf- und feinsinnigen Polemik nicht gewachsen fühlt, sie aber kritisiert, finde ich dies allenfalls amüsant, aber verurteile sie nicht dafür – das haben sie ja bereits selbst getan 🙂

    Zum Thema Elektroroller kann ich durchaus das genannte in diesem Artikel bestätigen, ich bin keinesfalls Gegner der Bikes, dies war auch gar nicht Gegenstand des Textes, sondern eher, wie damit umgegangen wird. Rechtliche Grauzonen bestehen offenbar aktuell in der Handhabung, da einerseits spanisches Recht dazu gilt, anderseits jede Kommune nach eigenem Ermessen diese auslegen kann. Ich erlebe täglich vor Ort in Costa Calma, wie und wo die Roller herumliegen, diese oft verkehrgefährdent benutzt werden.
    Dies hat nichts damit zu tun, dass einiger Leser private Roller fahren, diese beherrschen und sich regelgerecht verhalten. Es geht ausschließlich darum, wie unkontrolliert diese Gefährte hier aufgestellt und der oft unverantwortlichen Nutzung überlassen werden.

    Wenn der erste Unfall mit Personenschaden zu beklagen ist, wird sich wie so oft die mahnende Menge erheben und schärfere Kontrollen oder das Verbot der Roller fordern. Wie immer und überall. Hoffen wir, das es nicht dazu kommt.

    Liebe Fuerteventura Zeitung, bleibt wie ihr seid und haltet auch an eurem Stil fest – gern auch mit sarkastischen oder amüsanten Beiträgen. Eure Leser werden es danken.

  2. Es konnte sein, dass diese Roller eine „gute Idee“ sind. Aber die Nutzer sind nicht über die Nutzung aufgeklärt. Taglich fahren Roller bei uns vorbei. Sehr oft mit 2 Personen und entgegen der Einbahnstraße oder auf dem Bürgersteig. Wenn man dann etwas sagt, wird man, wie üblich, nur dumm angemacht. Das Problem sind also wie bei vielen Dingen, nicht die Geräte sondern die Nutzer.

  3. Ich schätze eure Arbeit sehr und finde viele der Beiträge sehr informativ- gerade jene, die sich fundiert mit der politischen Situation beschäftigen und damit Hintergründe bieten, zu denen ich sonst keinen Zugang hätte. Danke!

    Sinn und Unsinn dieses Artikels hingegen, solltet ihr vielleicht doch noch einmal hinterfragen. Mit Journalismus hat das m.M.n. nichts zu tun.

  4. Solange die Geräte nicht wild „entsorgt“ werden ist es doch eine gelungene Möglichkeit. Bin selber von Morro bis Egli mit so einem Scooter gefahren. Abseits der Autobahn und der Schnellstraße lernt man die Natur erstmal richtig genießen. Ja wir haben selber so ein Teil. Mit 12,5 Zoll Bereifung sogar echt geländegängig

  5. Ich lese eure Artikel wirklich sehr gerne und auch wenn ich dem Inhalt größtenteils zustimme, kommt mir der Beitrag einfach nur lächerlich vor. Allein schon die Formulierung „jugendlichen HandyAppFetischisten“ 😀 Klingt nach einer alten, verbitterten Person, die den Anschluss an die moderne Welt verloren hat und gerne die Schuld bei anderen sucht.

    Dennoch bin ich wirklich sehr dankbar für eure Arbeit. Hoffe aber, dass die anderen Autoren ihren Frust nicht mehr über eure Zeitung auslassen werden.

    Viele Grüße
    Kevin Manthey

    • Ich stimme Dir zu und mag solche Verallgemeinerungen und Pauschalurteile auch nicht.
      Es ist halt immer die Frage, was ein Artikel bewirken soll. Soll er einfach nur „unterhalten“ (zumindest eine Teilgruppe der Leserschaft) oder „haupsächlich informieren“?
      Falls man auf eine Mischung dieser beiden Ansprüche setzt, ist das sicher nicht ganz einfach in der Umsetzung.

      Nicht jeder beherrscht die hohe Kunst, Polemik scharf- und feinsinnig genug zu formulieren, mich übrigens eingeschlossen.

  6. Moin Maik,
    interessante Meinung mit vielen Wiedersprüchen, die durch den Umfang des Artikels auch nicht erklärender werden. Manche Sachen klären sich auch von selbst. In diesem Fall sind es Veränderungen wie sie im laufe eines Lebens immer wieder vorkommen. Mir wäre der Rentner auf dem Roller übrigens lieber als in einem unübersichtlichen SUV.
    Bin selber 60+ und fahre beides.

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